Gelesen: Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!

Noch so ein Arbeitstag und ich dreh durch von Martin Wehrle

 

Autor: Martin Wehrle

Softcover: 368 Seiten

Verlag: Goldmann

Auflage: 1 (2021)

ISBN-13: 9783442178926

Preis: 10,00 EUR

E-Book: 9,99 EUR

Darum geht‘s

In diesem Buch widmet sich Martin Wehrle dem Irrsinn in Firmen. Er berichtet von seinen Coachings mit einfachen Mitarbeitern und Führungskräften. Dabei fühlt er Spardiktaten, Arbeitswut und Verwaltungswahn auf den Zahn. Er zeigt, woher manche Einstellungen kommen, an welchen falschen Glaubenssätzen wir hängen und wie sich Mitarbeiter unvernünftigen Entscheidungen entgegenstellen können.

Umsetzung

Die Texte werden immer wieder durch kleine „Durchdreh-Reime“ unterbrochen. Sie lockern die teils schwere Kost auf und manches Mal dachte ich, „genauso läuft es auch bei uns“.

Wer besonders viel bekommt, gibt besonders viel zurück.

Martin Wehrle: Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!, 2021

Gelungen finde ich die vielen Beispiele, die der Autor anführt. Personaleinsparungen als Selbstzweck schaffen Probleme, lösen aber kein einziges. Was immer wieder in Unternehmen geschieht, wirkt total absurd. Und das wird deutlich, wenn man die Personaleinsparungen eines Unternehmens zum Beispiel abstrahiert und bei einem Fußballverein vornimmt.

Dieses Buch enthält viele Anekdoten aus dem Alltag von Führungskräften und einfachen Mitarbeitern. Bei manchen schüttelte ich den Kopf, andere brachten mich zum Lachen und wieder andere ließen mich vor Wut schnauben. Langweilig war die Lektüre auf keinen Fall.

Die Literaturliste und Quellenverweise am Buchende sind vielfältig und interessant. Ich habe mir bereits ein paar Titel herausgesucht, die ich lesen möchte.

Immer wieder staune ich darüber, wie sich manche Dinge im Kopf festsetzen, die überhaupt nicht stimmen – auch bei mir. Der „Dienst nach Vorschrift“ ist so ein Beispiel. Niemand sollte sich unwohl fühlen, wenn er pünktlich Feierabend macht.

Wer einen „9-to-5-Job“ erledigt, gilt als jämmerlicher Arbeitsverweigerer. Die Anklage lautet: „Dienst nach Vorschrift!“ Es ist nicht ganz klar, worin das Delikt besteht – denn die vereinbarte tägliche Arbeitszeit liegt ja bei etwa acht Stunden. Doch der moderne Arbeitnehmer soll seinen Vertrag übertreffen. Der Stunde folgt die Überstunde […] Aber wie steht es mit den Arbeitgebern? Tun sie alles, um ihren Teil des Arbeitsvertrages zu übertreffen?

Martin Wehrle: Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!, 2021

An manchen Stellen finde ich den Tenor des Buches zu einseitig. Immer wieder verweist Martin Wehrle darauf, dass es Arbeitgeber und Abteilungsleiter sind, die ihre Mitarbeiter schlecht führen und sich ändern müssen. Hier möchte ich widersprechen. Bei etlichen Geschichten habe ich nur den Kopf geschüttelt und gedacht „warum lassen sich die Mitarbeiter sowas bieten?“. Oft können Chefs Grenzen doch nur deshalb übertreten, weil es die Mitarbeiter erlauben. Abteilungsleitern die alleinige Schuld zu geben wirkt auf mich so, als würde man die Eigenverantwortung gänzlich abgeben. Er berichtet aber auch vereinzelt von positiven Beispielen gelungener Führung.

Am Ende widmet sich Martin Wehrle Fragen, die oft an ihn gestellt werden. Es handelt sich immer um Fragen von Mitarbeitern. Etliche wurden allerdings schon in den vorherigen Kapiteln behandelt. Hier wiederholt er sich. Bei manchen Fragen hätte ich mir konkretere Tipps erhofft.

An wen richtet sich das Buch? Diese Frage zu beantworte finde ich schwierig. Die Probleme, die geschildert werden, sind sehr oft Führungskräfteinduziert. Es ist geeignet, so mancher Führungskraft den Spiegel vorzuhalten. Die Tipps selbst aber wenden sich eher an Arbeitnehmer und das, obwohl sie selbst nur bedingt Einfluss auf Management-Entscheidungen und Unternehmenskultur haben.

Was habe ich persönlich aus diesem Buch mitgenommen?

Meine Vorgesetzten sind besser, als ich manchmal denke. Was ich in diesem Buch gelesen habe, ist bei uns noch nicht vorgekommen. Und als ich über die Arbeit nachdachte, fand ich einige Beispiele guter Führung.

Ich bin kein Bittsteller und kein Leibeigener. So wie meine Vorgesetzten Anspruch darauf haben, dass ich arbeite, so habe ich Anspruch auf ungestörte Pausen, geregelte Arbeitszeiten und Feierabend. Und es liegt an mir selbst, ob ich dafür einstehe oder nicht.

Firmenkulturen können sich ändern. Wenn Mitarbeiter zu Mitgestaltern werden wollen, dann sollten Chefs das nicht kategorisch ausschließen. Und wenn doch, sollten Mitarbeiter keine Scheu haben sich einen neuen Chef zu suchen. Loyalität entsteht durch Geben und Nehmen.

Und hier die Kurzzusammenfassung

  • unterhaltsam geschrieben
  • etliche Denkanstöße
  • Vorschläge für positive Veränderungen
  • an manchen Stellen einseitig
  • am Ende wiederholen sich einige Aussagen

Meine Meinung

Ich habe dieses Buch gern gelesen. Meine Gefühle schwankten zwischen belustigt und wütend. Es hat mir geholfen das Verhalten meiner Vorgesetzten und unsere Unternehmenskultur mit den Berichten aus diesem Buch zu vergleichen und einzuordnen. Martin Wehrle deckt diverse falsche Glaubenssätze auf, denen nicht nur Chefs, sondern auch Mitarbeiter wie ich erliegen. Er bietet Chefs und Mitarbeitern Denkanstöße für eine neue Führungskultur, die dazu führen kann, dass Arbeit keine lästige Pflicht ist.

4 von 5 Sternen

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Auf der Verlagsseite könnt ihr einen Blick in „Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!“ werfen und es bestellen. Beim Buchhändler eures Vertrauens ist es natürlich auch verfügbar.

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Dieses Buch hat mir der Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.

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