Gelesen: Das Dorf der toten Seelen


Autorin: Camilla Sten

Übersetzerin: Nina Hoyer

Broschiert: 448 Seiten

Verlag: HarperCollins

Auflage: 1 (2020)

ISBN-13: 9783959674232

Preis: 14,00 EUR

E-Book: 11,99 EUR
 
 
Darum geht‘s

Alice will einen Dokumentarfilm über Silvertjärn drehen, eine ehemalige Bergarbeitersiedlung, deren Bewohner vor über sechzig Jahren spurlos verschwanden. Mit ihrem Team versucht sie herauszufinden, was damals wirklich geschah – und warum die Familie ihrer Großmutter verschwand. Doch schon kurz nach ihrem Eintreffen häufen sich mysteriöse Zwischenfälle. Sie hören Schritte, aus ihren Walkie-Talkies kommt ein heiseres Lachen und der erste Unfall lässt nicht lange auf sich warten. Sind sie wirklich allein in diesem Dorf? Und werden sie es lebend verlassen?

Umsetzung

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Die Gegenwart betrachtet man aus Alices Sicht, die herausfinden möchte, was in Silvertjärn geschah. Einen Einblick in die Vergangenheit bieten ihr die Briefe von Aina, der kleinen Schwester ihrer Großmutter. Und schließlich begleitet der Leser Elsa, Alices Urgroßmutter, durch das sterbende Dorf.
Diese Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind Camilla Sten absolut gelungen und machen einen großen Reiz der Geschichte aus.

Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, gefällt mir super gut. Der Erzählstil hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen – ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Ich weiche zurück, strauchele, stürze aus der Tür. Jetzt sehe ich hoch, sehe zum Kruzifix. Aber der Jesus hat seinen Kopf nicht gedreht, schaut mich nicht an. Sein finsterer Blick ist nach vorn gerichtet. Auf das Dorf. Auf Silvertjärn.

Camilla Sten: Das Dorf der toten Seelen, 2020

Beim Lesen des Buches fand ich mich an „The Blair Witch Project” erinnert. Tatsächlich gibt es kaum einzelne Schockmomente. Es ist vielmehr so, dass die Spannung kontinuierlich hoch gehalten wird. Es gibt auch keinen Mörder, der immer wieder auftaucht. Vielmehr sind es kleine Zwischenfälle und Andeutungen, die für Unsicherheit und Spannung sorgen. Die Umsetzung ist wirklich gut, ich habe mich teils echt gegruselt.

„Was genau hast du gesehen?“, frage ich nach. Auf einmal werde ich mir unangenehm der vielen dunklen Fensterhöhlen bewusst, die uns anstarren, der Gassen, die sich spinnennetzartig vom Marktplatz in alle Richtungen erstrecken. So viele verwaiste Winkel. So viele Wände, hinter denen man sich verbergen kann. Lass es gut sein, da ist niemand, ermahne ich mich.

Camilla Sten: Das Dorf der toten Seelen, 2020

Konflikte gibt es reichlich in der Geschichte. Alice und Emmy waren zu Studienzeiten beste Freundinnen. Durch Alices schwere Depression ist diese Freundschaft zerbrochen. Sie müssen nun als Team zusammenarbeiten, haben sich aber nie über die Vergangenheit ausgesprochen. Mit Tone scheint auch etwas nicht zu stimmen. Sie nimmt Medikamente, doch warum bleibt im Verborgenen. In der Vergangenheit wiederum entfremdet sich Aina von ihrer Mutter und Elsa muss dabei zusehen, wie ihr Mann zum Alkoholiker wird.

Neben der Hochspannung erzählt dieses Buch auch eine sehr tragische Geschichte. Silvertjärn ist eine Bergarbeitersiedlung. Doch als das Bergwerk geschlossen wird, stirbt die Stadt. Manche Bewohner ziehen weg, andere flüchten sich in die Religion und wieder andere werden depressiv oder trinken. Der Niedergang des Dorfes hat mich bewegt.

Seine Augen sind blutunterlaufen. Seine Wangen unrasiert. Er sieht aus wie ein Trunkenbold. So wie sie Einar manchmal im Kirchenschiff vorgefunden hatte, bevor sie ihn in die Sakristei gezogen hat, damit er seinen Rausch ausschlief.
Elsa wartet darauf, dass sie wütend wird. Das tut Staffan auch, sie kann es daran sehen, wie er ihrem Blick ausweicht. Aber sie hat keine Kraft dazu, wütend zu werden. Sie verspürt keinen Zorn. Nur Kummer.

Camilla Sten: Das Dorf der toten Seelen, 2020

Und hier die Kurzzusammenfassung

  • Nervenaufreibende Spannung
  • Gruselig
  • Genialer Erzählstil
  • Thriller und Drama werden verknüpft
  • Die Geschichte verbindet Vergangenheit und Gegenwart

Meine Meinung

Dieses Buch finde ich unbeschreiblich gut. Ich habe um 22:30 Uhr mit dem Lesen begonnen, um 05:19 Uhr war ich durch – ich konnte es nicht zur Seite legen. Der Erzählstil hat mich gefesselt und die Beschreibungen waren so eindringlich, dass ich das Gefühl hatte, mitten in diesem ausgestorbenen Dorf zu stehen. Ich rate euch das Buch bei Nach zu lesen. Die umgebende Dunkelheit und Stille haben mich bei der Lektüre gruseln lassen.

5 von 5 Sternen

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Ihr könnt auf der Seite von HarperCollins einen Blick ins Buch werfen. „Das Dorf der toten Seelen“ könnt ihr dort ebenfalls bestellen oder aber beim Buchhändler eures Vertrauens. Der Thriller ist auch bei der Onleihe verfügbar.

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