Gelesen: Fitness für Vielsitzer

Autor: Eckard Lind

Taschenbuch: 80 Seiten

Verlag: Gräfe und Unzer

Auflage: 2 (7. August 2017)

ISBN-13: 978-3833861666

Preis: 19,99 EUR

 

 

 

 

Als Finanzbuchhalter sitze ich jeden Tag etliche Stunden im Büro. Zuhause angekommen sitze ich unter anderem beim Essen, beim Lesen und beim Schreiben meiner Blogartikel. Das hat sich bereits bemerkbar gemacht. Immer wieder habe ich einen steifen Hals oder merke meinen Rücken. Aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach einem Buch gewesen, in dem einfache Möglichkeiten vorgestellt werden, wie ich die Belastung beim Sitzen besser verteilen und meinen Körper schonen kann.

Aufmachung des Buches

Das Buch ist im Softcover gebunden. Auf der Innenseite ist eine DVD-Hülle aus Pappe angebracht. Der Kleber lässt sich leicht lösen, ohne das Buch oder Hülle beschädigt werden.

Inhalt

Auf der letzten Seite findet sich eine Inhaltsangabe zur DVD. Alle Übungen können einzeln ausgewählt werden, sodass jeder sein individuelles Übungs-programm zusammenstellen kann, stehen aber auch als Gesamtprogramm zur Verfügung. Die Titel der DVD werden in vier Gruppen zusammengefasst:

  • Sitzhilfen (rund 2 Min.)
  • Stop Easyts (rund 15 Min.)
  • Pump & Schaukel (rund 18 Min.)
  • Intensiv Easyts (rund 30 Min.)

Umsetzung

Das Buch ist schön strukturiert und führt den Leser umfangreich an die Thematik heran. Es beginnt mit einer Vorstellung des Menschen und seiner Entwicklung und warum Bewegung für uns so wichtig ist.

Darauf aufbauend werden verschiedene Krankheitsbilder, ausgelöst durch mangelnde Bewegung, vorgestellt. So erklärt der Autor wie Dauersitzen unter anderem Bandscheiben und Wirbelsäule belastet und welche negativen Auswirkungen sie auf die Muskulatur, Augen und Venen haben kann.

Der Autor stellt zudem Sitzhilfen vor, die dabei helfen das Sitzen für den Körper weniger belastend zu machen. Im Einzelnen wird beleuchtet, wie Pezziball, Ballkissen, Kipphocker und ergonomische Bürostühle dazu beitragen können, das Sitzen angenehmer zu gestalten. Neben dem Text gibt es auch ein 2-minütiges Video auf DVD, in dem die Vor- und Nachteile dieser Sitzhilfen kurz beleuchtet werden.

In einer Liste werden die Bedingungen für optimales Sitzen am Arbeitsplatz vorgestellt. Vieles war mir bekannt, da dies auch Teil der Einweisung zur Sicherheit am Arbeitsplatz war. Es hilft aber auch daheim diese Kriterien zu kennen. So kann man den eigenen Heimarbeitsplatz auf Schwachstellen prüfen und selbst dafür sorgen, dass man zumindest zuhause vernünftig sitzt.

Zu jeder Übung gibt es Erläuterungen: es wird erklärt wozu die Übung nützlich ist und welcher Teil des Körpers entlastet wird. Darauf folgt eine kurze, aber verständliche Erklärung der Übung. Zu jeder Übung gibt es mindestens zwei Bilder, die den Text visuell unterstützen und verdeutlichen, wie die jeweilige Übung ausgeführt werden soll. Zudem sind die dazugehörigen Übungsaufnahmen auf der DVD vermerkt, sodass man sich die jeweiligen Kurzfilme hierzu heraussuchen kann. Die Übungsvideos sind mit einer entspannenden Melodie hinterlegt und eine angenehme Frauenstimme führt den Anwender durch jede Übung. Bei der Kameraführung wurde darauf geachtet, dass man sowohl Frontal-, als auch Seitenaufnahmen hat, sodass man die entsprechend geforderte Körperhaltung sehen kann.

Einen Teil der Übungen führt man im Stehen aus, bzw. stoppt die derzeitige Tätigkeit, um sich auf die Übung zu konzentrieren – sie sind also eher in der Pause anzuwenden. Um das zu tun ist einige Überwindung vonnöten, die sich lohnen kann. Andererseits dürfen die Übungen nicht zu lange dauern, immerhin ist die Pause begrenzt. Die vorgeschlagenen Übungsprogramme lassen sich daher in einer Zeitspanne von fünf bis zehn Minuten durchführen. Andere Übungen kann man unbemerkt im Sitzen und ohne Unterbrechung der Arbeit durchführen. So entlastet die Venenpumpe die Beine oder durch das Schaukeln der Schultern werden die Muskeln im oberen Brust- und Halsbereich entspannt.

Ein Tipp im Buch lautet, sich einen Wecker zu stellen, der alle paar Minuten klingelt, wenn man arbeitet. Wenn er das tut soll man prüfen wie man gerade sitzt, um festzustellen ob man wieder in alte Sitzmarotten verfallen ist. Leider ist dieser Rat für den Arbeitsplatz nicht brauchbar. Ich habe ihn ausprobiert, aber durch die ständige Ablenkung durch das Handy ist meine Arbeitsleistung gesunken. Im Zeitmanagement spricht man vom sogenannten Sägezahneffekt, den ich zu spüren bekommen habe. Immer wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Zuhause ist das vielleicht weniger wichtig, sodass man dort das richtige Sitzen üben kann, auf der Arbeit ist er aber nicht umsetzbar.

Die Vorstellungen der richtigen Sitzmöbel finde ich gut – daheim kann man auf jeden Fall aktiv werden und den 08/15 Bürostuhl austauschen. Auf der Arbeit habe ich das Thema ebenfalls angesprochen und einen Pezziball erhalten (diese gibt es schon für 19 EUR, hohe Kosten sind also kein Argument für den Arbeitgeber). Eine Kollegin hat nun ebenfalls einen. Moderne, ergonomisch geformte Bürostühle sind kostspielig und damit schwerer auf der Arbeit durchzusetzen. Die vorgestellten Sitzhilfen kann man aber für wenig Geld erwerben und nutzen – auch auf eigene Kosten, sollten sich Arbeitgeber gegen eine Anschaffung entscheiden.

Für ein Buch, das sich an die Allgemeinheit richtet, finde ich die Sprache immer wieder unpassend. „In ihrem Inneren ist das Rückenmark schützend aufgehoben und an den Seiten treten die Spinalnerven aus, welche die oberen und unteren Extremitäten innervieren.“ (S. 8). Andere Begriffe sind „differieren“ (S. 8) oder „Dysbalance“ (S. 10). Bei einem Fachbuch erwarte ich eine solche Ausdrucksweise. An Praxisratgeber stelle ich aber die Anforderung verständlich und leicht lesbar formuliert zu sein.

Auch stehe ich kritisch zu der Aussage, dass man während des Autofahrens verschiedene Übungen absolvieren kann, dies aber einstellen sollte, „wenn Sie gerade mit hoher Geschwindigkeit über die Autobahn brausen oder sich im wuseligen Stadtverkehr konzentrieren müssen.“ (S. 64) Anders ausgedrückt: es gibt kaum Anwendungsmöglichkeiten beim Fahren. Zudem vertrete ich die Meinung, dass sich FahrerInnen immer zu 100% auf das Fahren zu konzentrieren haben, wenn sie hinter dem Steuer sitzen.

Und hier die Kurzzusammenfassung

+ verschiedene Sitzhilfen werden vorgestellt, die man überall einsetzen kann
+ die Übungen werden verständlich erklärt und die Bilder/Videos helfen bei der Ausführung
+ etliche Übungen können parallel zur Arbeit ausgeführt werden
+ Erklärung, wie sich falsches Sitzen negativ auf den Körper auswirken kann
+ Checkliste zum optimalen Sitzen

– umständliche Sprache
– die Durchführung der Übungen vor anderen kostet Überwindung

Fazit

Ich habe die Übungen im Buch nun drei Monate ausprobiert. Offen auf der Arbeit zu trainieren traue ich mich nicht. Dennoch setze ich die Übungen daheim um und übe versteckt am Arbeitsplatz. Darüber hinaus laufe ich nun öfter zum Drucker oder besuche meine Kolleginnen, anstatt sie anzurufen. Durch das Plus an Bewegung sind Nackenverspannungen und Rückenbeschwerden deutlich zurückgegangen. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wer viel sitzen muss kann hier seinem Körper wirklich Gutes tun.

4 von 5 Sternen

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Der Verlag hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt

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