Autorin: Jeong Yu-jeong
Übersetzerin: Kyong-Hae Flügel
Hardcover: 320 Seiten
Verlag: Unionsverlag
Auflage: 1 (2019)
ISBN-13: 9783293005419
Preis: 19,00 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Klappentext
Yu-jin ist der perfekte Schüler, der erfolgreiche Schwimmer, der gute Sohn. Doch eines Morgens ist alles anders. Er erwacht von einem metallischen Geruch. Seine Klamotten sind blutverschmiert, rote Fußspuren führen zu seinem Bett. Mit wachsendem Grauen folgt er ihnen ins Untergeschoss, wo er eine entsetzliche Entdeckung macht: Seine eigene Mutter liegt tot im Wohnzimmer, die Kehle sauber durchtrennt.
Seine Erinnerungen an den letzten Abend sind wie ausgelöscht. Im Wettlauf gegen die Zeit muss er die bruchstückhaften Bilder des gestrigen Abends zu einer Lösung zusammensetzen. Was ist geschehen? Und wieso scheinen alle Hinweise auf ihn selbst zu deuten?
Umsetzung
Dieses Buch hat mich total gefesselt. Es beginnt ganz seicht mit einer Kindheitserinnerung von Yu-jin und plötzlich findet man sich in seinem Zimmer wieder. Er beginnt erst allmählich zu begreifen, dass etwas nicht stimmt. Ich finde, dass man die Geschichte mit einem Strudel vergleichen kann. Ich befand mich am äußersten Rand und wurde ganz seicht mitgezogen. Und plötzlich – ich hatte nicht gemerkt wie – befand ich mitten drin und konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen.
Yu-Jin erinnert sich nicht mehr die vergangene Nacht und an das, was passiert ist. Er ist quasi ein Detektiv, der in seinem eigenen Fall ermittelt. Vergessen, sich erinnern, leugnen, die Wahrheit suchen. Yu-Jins Gedanken springen hin und her und was als Suche nach seiner Erinnerung beginnt entwickelt sich für ihn in eine gänzlich unerwartete Richtung. Denn plötzlich muss er sich fragen: Wer bin ich?
An der Glasscheibe der Tür, die gegenüber dem Schreibtisch liegt und zur Dachterrasse führt, zeichnet sich ein fremder Mann ab: Die Haare stehen ab wie Ziegenhörner, und das Gesicht ist so rot, als ob die obere Hautschicht völlig abgezogen wäre. In den Augen glänzt allein das Weiß des Augapfels. Mir wird schwindlig. Bin etwa ich dieses rote Tier?
Jeong Yu-jeong: Der gute Sohn, 2019
Die Handlung selbst findet zu einem Großteil in der Penthaus-Wohnung statt. Geschildert wird alles aus der Perspektive von Yu-jin. Neben ihm gibt es nur drei wichtige Personen: seine Mutter, seine Tante und seinen Adoptivbruder. Durch die wenigen Schauplätze und Figuren wirkt die Geschichte besonders intensiv.
Das aktuelle Geschehen, aus Sicht von Yu-Jin erzählt, wird immer wieder unterbrochen. Mal verliert er sich in Erinnerungen aus seiner Kindheit, dann erinnert er sich an Bruchstücke des Abends. Und als er das Tagebuch seiner Mutter findet, wirft diese ein weiteres Schlaglicht auf Yu-Jin.
Den Schreibstil von Jeong Yu-jeong finde ich super und mit Yu-Jin ist ihr eine vielschichte Figur gelungen. Ich finde die Erzählweise einfach nur intensiv und berauschend.
Angestrengt versuche ich nachzudenken. Über mein Leben, das mit gerade mal fünfundzwanzig Jahren scheitert. Über sein Ende, das bevorsteht. Über die Dinge, die ich tun kann, und jene, die außerhalb meiner Macht liegen. Nichts kann mich mehr retten. Die Hoffnung gleitet mir aus der Hand wie glitschige Seife. Eisige Angst ergreift mich. Eine trostlose Angst, denn es gibt kein zurück.
Jeong Yu-jeong: Der gute Sohn, 2019
Die Familienverhältnisse sind sehr angespannt. Den größten Hass empfindet Yu-Jin gegenüber seiner Tante, die er als „Zickentante“ in seinem Smartphone gespeichert hat.
Ärgerlich ist nur, dass ich meiner Mutter und ihrer jüngeren Schwester in Wirklichkeit keineswegs überlegen bin. Mein Leben ist nichts anderes als ein Sitzkissen, auf dem sich beide ausgebreitet haben. Meine Bitte, ihre alles erstickenden Hintern von mir zu nehmen, wird nicht gehört.
Jeong Yu-jeong: Der gute Sohn, 2019
Zu Beginn habe ich geglaubt, dass Yu-Jin übertreibt. Auf mich wirkte es eher so, als würde sich seine Mutter sehr um ihn sorgen, hat sie doch schon ihren Mann und ihren ältesten Sohn verloren. Erst nach und nach entfaltet sich die ganze Wahrheit.
Einen Stern muss ich dann doch abziehen. Dieses Buch hat mich total mitgerissen. Doch dann kam das letzte Kapitel. Die Spannung war plötzlich raus. Alles war klar, Yu-Jin hatte sich an alles erinnert. Doch nun ging es für ihn darum Entscheidungen zu treffen. Diesen Prozess fand ich langatmig. Dieses Ende habe ich nicht kommen sehen, trotzdem war im letzten Viertel des Buchs irgendwie die Luft raus.
Und hier die Kurzzusammenfassung
- Toller, intensiver Erzählstil
- Spannende Geschichte
- Tiefgründige Figuren
- Das letzte Viertel der Geschichte ist langatmig
Meine Meinung
Wer Psychothriller mag, sollte dieses Buch lesen. Schicht um Schicht werden Wahrheiten offengelegt, die sich am Ende zu einem Ganzen zusammenfügen. Die Geschichte ist intensiv und Abgründe tun sich auf – Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Die Figuren sind vielschichtig und der Sprachstil von Jeong Yu-jeong ist einfach nur super. Einzig das letzte Viertel der Geschichte hat sich gezogen.
Es gibt ein weiteres Buch der Autorin in Deutsch „Sieben Jahre Nacht“. Es ist sofort auf meiner Wunschliste gelandet.
4 von 5 Sternen
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